Ich
Ein neues Bild hier, die alten Klamotten daneben. Gewaschen sind sie nicht, frisch getragen. Eine neue Wohnung, ein neues Bett, ein kaputter Fernseher, Kabel und Dreck. Staub. Alles neu, neue Aussicht, neue Umgebung, neue Freunde und immer am neuesten Stand. Neue Nachbarn mit alten Gesichtern, frische Leute mit fahlem Gemüt; Ein alter Aufzug symbolisiert Jugend, Fortschritt, Moderne, Futurismus und ist hemmungslos alt. So alt und doch so neu wie der Schlüssel der ihn öffnet, die Türe, die ihn schließt und die Leute, die ihn schon viel zulange befahren, und viel zu wenig sprechen. Diskretion und Anonymität sind so neu, man könnte meinen, es sei Desinteresse. Kommunikation ist wegschauen, wegschauen heißt allein sein heißt frei sein. Frei sein, der Alte sein, immer derselbe, der gleiche, der von vorher, der, der man ist. Nicht alt, nicht neu, nur sein, so wie immer. Alles anders, alles neu, und mittendrin der Alte, der von vorher, der, den man nirgends stehen lässt, den man nicht abschütteln kann, der einen verfolgt, der immer gewinnt, der, der man ist, war und bleibt. Von ihm befreien unmöglich, zurückgeworfen auf ihn und nicht im Stich gelassen worden, von ihm aufgefangen worden, weil er immer noch ist, und weil er immer noch bleibt.
ledsgo - 2. Dez, 19:57