Samstag, 17. Juli 2010

Singapur, Melaka und Bloedheiten, die man feststellen muss.

Einen Blogeintrag schreiben, ohne auf die vertraute, heimatliche Tastatur zurueckgreifen zu koennen, ist eigentlich schon abenteuerlich genug, sollte man meinen. Ohne die UEs und OEs, und mit einem Y da, wo eigentlich ein Z sein sollte, wird mindestens jeder zweite Satz zu einem Aergernis, das einem sagt: fass' dich kurz, du Depp! Aber das geht dann auch nicht, weil eines ist schon klar: zu schreiben gibts genug. Aber was, und vorallem: Wo anfangen?
Bei der Klage fehlender Umlaute also. Dafuer muss gleich festgestellt werden, dass sonst nicht viel fehlt, schon gar nicht in Singapoore. In Singapoore gibts alles, in Singapoore funktioniert alles. Und das teilweise besser als zuhause. Das ist nicht nur angenehm, das ist vorallem praktisch fuer den Anfaenger. Noch praktischer, dass in Singapoore eine Abart des Englischen gesprochen wird - offiziell behaupten die, es sei tatsaechlich Englisch, aber so recht glauben kann ich das nicht. In jedem Fall verstaendigt es sich ohne groessere Schwierigkeiten (ein scharfes S gibts hier aber auch nicht), es gibt vom "German Brotzeit Restaurant" bis zur "Chinese Cuisine" alles, was der so genannte Kosmopolit von einer Weltstadt erwarten kann, nur: billig ist der Spass nicht, schon gar nicht fuer einen waschechten Oesterreicher, der zum Essen ein Bier geniessen will, das kostet naemlich gleich viel wie ein ganzer Hauptgang.

Schreibt man ueber eine Grossstadt, muss man natuerlich festhalten, dass sie eine Stadt der Gegensaetze ist, eine Feststellung, die eigentlich ein Bloedsinn ist, weil sie auf so gut wie alles zutrifft, was die Bezeichnung "Stadt" auch verdient (also beispielsweise nicht Zell am See). Singapoore als Stadt der Gegensaetze ist so eine Bloedheit, die man feststellen muss, wenn sich hinter Chinatowns 4-stoeckigem, buddhistischem Tempel eine Skyline in den Himmel schraubt, die sich vor amerikanischen Gipfelstuermerstaedten alles andere als verstecken muss. Eine Stadt der Gegensaetze muss sie auch deshalb sein, weil man, waehrend man in Little India gegenueber einem hinduistischen Tempel schlaeft, morgens den Muezzin zum Gebet rufen hoert. Nichtsdestoweniger bleibt die Feststellung muessig. Interessanter ist da schon die Tatsache, dass diese beinahe futuristische Stadt auf ehemaligem Urwald gebaut ist, neben einer wunderschoenen Insel zum Baden dementsprechend einige "Stadtparks" aufweisen kann, die in Wahrheit nichts anderes sind als ebendieser Jungle. Unfassbar gruen fuer eine Fuenf- Millionenstadt ist Singapoore auch noch, grau ist sie niemals, hoechstens bunt blickend oder in versteckten Gaesschen ein wenig verdreckt.

Singapoore ist so eine Art sonniges, exotisches London, ist eine riesige, westliche orientierte Stadt, deren Erfolg und Reichtum ihren Bewohnern erlaubt, nicht im geringsten auf Touristen zu granteln, sondern im Gegenteil freundlich, aufgeschlossen und hilfsbereit zu sein. Wer also meint, Oesterreich oder Wien waere zu reich an Auslaender, der sollte in Singapoore eine interessante Feststellung machen, naemlich jene, dass es in Singapoore keine Auslaender gibt. Nur ein Innen und ein Aussen.

Man sagt ja, Staedte liessen sich nicht vergleichen. Wien koenne man, so diese Feststellung, nicht mit Singapoore vergleichen. Das stimmt, und doch ist es eine Bloedheit, weil man es ohnehin macht. Man braucht auch den Vergleich, und wenn der noch so hinkt. Und wenn ich jetzt die saubloede Frage stelle: Wien oder Singapoore, dann die ebenso bloede Antwort: mir waere beides recht. Das ist eben wieder eine solche Feststellung, die zwar nichts sagt, aber doch notwendig ist und gelesen werden will.

Singapoore ist insofern beinahe alles: modern, futuristisch, wunderschoen, spannend, differenziert, lebenswert. Eines aber, das ist Singapoore nicht: anders. Singapoore ist keine Stadt, die es verdient, in einen anderen Topf geworfen zu werden wie London, New York oder sonst eine der Staedte. Singapoore schliesst nicht mehr auf, Singapoore ist dabei. Das ist irgendwie aber auch schade, wenn um den halben Erdball geflogen wird um festzustellen, dass es dort zugeht wie da. Deshalb ist es nur gut, dass mit Melaka gleich klar wird, dass wir de facto nicht mehr zuhause sind.

Melaka ist wirklich anders. Dazu haben die Hollaender, die Portugiesen, die Chinesen, die Araber und natuerlich die Malays beigetragen. Von allem etwas, mittlerweile stark vermischt schlaengeln sich engste Strassen durch bunte Viertel, schlaengelt sich auch ein Fluss mitten durch die Stadt und auch so einiges Getier schlaengelt herum: vom Insekt ueber die Eidechse bis hin zur streunenden Katze ist alles vertreten.

Auch Melaka ist eine Hafenstadt, eine malaysische noch dazu, dementsprechend ist hier alles weniger geordnet, funktionierend und teuer wie in Singapoore. Trotzdem sind hier sehr viele Touristen, Backpacker und Aussteiger, und so ist Melaka ein wenig wie Zell am See: alles baut auf den Tourismus, und damit faehrt die Stadt ganz gut wie es scheint. Auch wieder ein bloeder Vergleich, aber die gehoeren eben einfach dazu.

Ein Fazit der ersten vergangenen Woche wage ich nicht, nur soviel, dass bisher alles spannend und unproblematisch war soll gesagt werden. Es ist heiss, schoen und noch sind wir koerperlich fit. Interessant wird unser naechstes Vorhaben mit der Faehre nach Indonesien zu kommen, weil Indonesien wie es scheint nicht mehr so gut funktioniert wie alles bisherige.

Man darf gespannt sein und hoffen.

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