Samstag, 21. August 2010

Pulau Perhentian

Ich bin noch heute kindisch genug, um etwas, das sich "Jungle Train" nennt, um jeden Preis befahren zu muessen. Der Preis, der war aber eh mehr als in Ordnung, die Fahrt laenger als die mit dem Bus, aber das war egal. Weil der Jungle Train oder die Jungle Train Fahrt - fuer die Genauen unter euch - sehr geil war. Ging durch die Nacht. Und dann am morgen weiter. Das war eine geschenkte Hotelnacht, quasi. Und dann ein Sonnenaufgang im tiefsten Jungle, offene Zugtueren, ein einziges Gleis mitten durch die Pampa. Wie im wilden Westen. Nur im Osten. Ich koennte jetzt schreiben, "einen schoenen Jungle haben die Malays", aber sowas schreibt man ja nicht ernsthaft. War trotzdem schoen. Und amuesant und spannend. Sind dann angekommen, in der Naehe von den Perhentian Islands, da hat uns ein Taxler beinahe ueberfallen, und dann hab ich etwas sentimental an den Lahr Poidl denken muessen, weil der nie aufdringlich war, konnte der gar nicht, glaub ich, sich aufdraengen. Haben dann kurzerhand ein anderes Taxi genommen und sind zur Faehre gefahren, und auf der Faehre drauf war uns dann klar, dass wir an einen besonderen Ort kommen wuerden. An einen besonders schoenen naemlich. Und besonders sonnig, besonders heiss und paradiesisch, wie man sich das klischeemaesig vorstellt. Einen Insel mitten im blauen Ozean, drauf auf der Insel Urwald, ein paar Huetten, in denen man schlaeft und dann weisser Strand, Palmen und glasklares Wasser, in dem einem die Fische die Beine anknabbern (dabei kann man ihnen zusehen, wenn man im Wasser ist, weil selbiges so klar ist). Da war uns auf der Faehre also schon klar, dass die Schnauzen so schnell nicht wieder voll sein werden.

Wir mussten dann gleich nachdem wir ein Zimmer gefunden haben schwimmen und schnorcheln und sonnen und schlafen. Und weil das Schwimmen und das Schnorcheln so schoen war, und weil wir schon beim Schnorcheln Schildkroeten, Haifische, Rochen, Baracudas und Schwaerme von anderem Fischzeug, so viele, dass es einfach faszinierend war, haben wir uns gesagt, wir machen einen Tauchkurs und sind getaucht. Wir sind also getaucht, so richtig. Das Schoene am Tauchen ist, dass man quasi schwerelos ist. Man schwebt durchs Wasser. Und ganz abgesehen davon, ist man in einer Welt, die nicht die eigene ist.

Ein Bergmensch wie ich, der will seiner Natur gemaess immer gleich hoch hinaus. Drum rennt er ueberall rauf, auf die Vulkane und auf die Berge und auf alles rennt er rauf, was er findet. Und dann schaut die Welt von oben schoen, aber immer noch gleich aus. Und dann, dann taucht ein so einer wie ich, ein Bergmensch also, einmal ein paar Meter (19 war das Meiste) hinunter, und schon ist er in einer anderen Welt, in einer ganz anderen. Nur fehlt dem Bergmensch das Vokabular fuer diese Welt. Die ganze Fischnamen kennt er nicht (ausser Hai, Schildkroete, Rochen, Moraene), und, wenn er ein Korallenriff beschreiben will, faellt ihm nur "wunderschoene Landschaft" ein, und eine Landschaft ist die Unterwasserwelt ja nicht. Vielleicht eine wunderschoene Seeschaft, oder Meerschaft. Aber auch egal, ich will gar nicht zu viel schreiben, weil das in diesem Fall nichts bringt. War einfach geil auf den Perhentians, beim Tauchen, und bei allem sonst, was die letzten 6 Tage geschah.

Morgen gehts nach Penang, ich hoffe, es bleibt alles so wunderbar, wie es derzeit ist, auch wenn wir nur noch 2 Wochen uebrig haben. Die Sehnsucht nach zuhause nimmt naturgemaess dann ab, wenn zuhause naeherrueckt. Dann wuenscht man wie immer das, was man nicht hat, und moechte noch bleiben. Aber auf Inseln wie den Perhentians will man immer bleiben. Hat unser Tauchlehrer auch gewusst, ein Englaender. Im Gegensatz zu uns ist er auch geblieben. Ein Gluecklicher. Wir hingegen praktizieren die Kunst des Verlassens, um bald wieder heimzukehren. Schon wieder so ein Reiseparadoxon. Noch aber, noch sind wir nicht zuhause, und wir werden sehen, was 2 Wochen Thailand bringen. Man darf also, immernoch, gespannt sein.

Volle Schnauzen

In Kuala Lumpur, da treffen sich die vollen Schnauzen. Ich fuer meinen Teil, ich hab auch die Schnauze voll gehabt, weil mir die Reiserei ein wenig anstrengend wurde, ich hab also, wie man sagt, die sprichtwoertliche Schnauze voll gehabt. Andere, die haben wir gesehen, die haben die tatsaechliche Schnauze voll gehabt. Australier waren das, schon wieder. Die so sympathischen Australier, die werden doch auch zur Plage, weil sie sich wie die Heuschrecken ausbreiten ueber Suedostasien, und dort dann doch nix besseres zu tun haben, als die Oralitaet zum Weltprinzip zu erheben, sich also sprichwoertlich vollstopfen. Die stopfen dann das - zugegeben sehr gute - Seafood in KL in sich hinein auf den chinesischen Maerkten, in den Foodstalls und ueberall sonst wo billig gut gegessen werden kann, und spuelen solange mit Tiger Beer nach, bis sich eben nicht mehr nachspuelen laesst, und dann ist zuerst der Bauch, und dann die Schnauze voll.

Man darf in solchen Situationen - man sitzt im Food Stall, isst und ueberlegt sich, was man gesehen und gemacht hat - als Reisender die Augen nicht vor der Welt verschliessen, in der man lebt, und muss sich, wenn am Nebentisch besagte Australier sitzen und zu allem oralen Ueberfluss auch noch kleine Malaymaedchen dabei haben - die fetten 50jaehrigen Australier neben den zerbrechlichen, 18 jaehrigen Maedchen -klarmachen, dass man selber im Endeffekt auch ein solcher ist, ein solcher Genusssuechtiger, nur betreibt man die persoenliche Genusssucht eben etwas subtiler, wie die umgangssprachlichen grausigen Hunde das machen.

Wir haben in KL in jedem Fall gemacht, was man machen muss: die Petronas angesehen, auf einen 273 Meter hohen Turm gefahren um von dort nochmal auf die Petronas und die Skyline zu sehen, wir waren in den Petronas, und sonst, ja sonst waren wir in einer ranzigen Hoehle mit Hindutempeln, die genauso ranzig und verdreckt waren, wie die Hoehle selbst, und spaetestens da haben wir dann rausgefunden, dass die sogenannten Sights in KL nicht so spannend sind, wie gesagt wird. Haben deshalb einfach das Grossstadtleben genossen, mit Billiardspielen, Biertrinken und allem, was man sonst noch so macht. Die Stadt hat, in ihren schoeneren Vierteln einen sehr westlichen Touch mit vielen Irish Bars und noch immer vielen Englaender und Commonwealthlern die dort arbeiten und herumhaengen. In den anderen Vierteln ist es sehr schnell schmutzig, ausser in Chinatown, da laesst sich - wie ueberall, wo die Chinesen im Spiel sind - alles billig kaufen, ALLES.

Die Stadt ist sehr Multikulti, aber immer ist das auch nicht von Vorteil, vorallem, wenn man ein Monat Indonesien in den Beinen hat und eigentlich nichts will als westlichen Kaffee (Starbucks, auch wenn man ihn zuhause entschieden meidet), Junkfood (Chillis), Heineken und Premiere League in Irish Bars, die weltweit ohnehin einheitlich zu sein scheinen.

Angenehme Tage waren das in KL, wirklich angenehme Grossstadttage, die bitter noetig waren nach dem ersten Monat. Sonst wuerd ich jetzt trotzdem so urteilen, dass ich sagen muss, mit Ausnahme der Petronas und dem Golden Triangle - also dem edleren Viertel, das an die Petronas anschliesst - ist die Stadt selber nicht das Gelbe vom Ei. Da man aber eben nicht eine ganze Stadt lieben muss, sondern auch einzelne Viertel bevorzugen kann, und wir deshalb eben meistens im Golden Triangle waren, war das so, wie Singapur, einfach angenehm, und KL will ja auch ein wenig so sein wie Singapur, ein Versuch, der aber nur schleppend und vereinzelt gelingen will.

Auf alle Faelle war die Schnauze nach ein paar Tagen KL wieder leer genug, um weiterzureisen - ins Paradies.

Musik

Aktuelle Beiträge

Gefällt mir auch rein...
Gefällt mir auch rein äußerlich gut, simple Paarreime,...
Staubkorn - 19. Apr, 18:37
...
Keiner, der dich noch erwartet niemand hat dich hier...
ledsgo - 18. Apr, 18:00
Sehr schön Lederer!;)
Staubkorn - 11. Feb, 10:29
Zeitlebens
Tage prallen aneinander wie Regentropfen sanft und...
ledsgo - 8. Feb, 12:24
Mortalphilosophie *g*
Mortalphilosophie *g*
Staubkorn - 29. Jan, 15:35

Musik


Alltägliches
Gelesenes
Wahrheiten und (Un)Brauchbares
Zitate
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren