Das große Wagnis
Den guten alten Kant zu zitieren ist freilich so eine Sache. Einerseits ist es beinahe eine Frage des Geschmackes, paradoxerweise einem - man ahnt es - kantianischen Begriffe, ein solches Zitat zu unterlassen. Kant zitieren, das ist beinahe, als schaufelte man Sand in die Wüste hinein. Diesen Kant haben schon ganz andere zitiert und man tut wahrlich niemandem einen Gefallen, wenn man sich dieser Liste anschließt.
Andererseits aber hat der alte Königsberger ja zitierfähiges Material genug hinterlassen. Man muss dazu auch gar nicht all zu tief in die Kritiken hineinsinken. Man kann auch einfach der Frage, was denn Aufklärung eigentlich sei, nachgehen, und wird rasch Weisheiten finden, deren Aktualität aktueller eigentlich kaum sein könnten. Vor einem solch pleonastischen Sprachgebrauch hätte sich Kant freilich gehütet, auch wenn Nietzsche ihm nachgewiesen hat, dass Kant seine Morallehre "Vermöge eines Vermögens" begründet hat, und d.i.: er hat sie nicht begründet (so zumindest Nietzsche). Ich für meinen Teil schäme mich eines solchen Pleonasmus nicht und wenn der Kant sich daran stört, kann er sich zugleich freuen, nach wie vor eine aktuelle Aktualität zu sein, wenn er feststellt:
"Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden, ebensowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufen dienen."
Eine solche Satzung könnte man den Linkswendlern, die nun allerorts den großen sozialen Umbau proklamieren, weil dort und da ein paar Demonstrationen aufbrechen, eben so gut vor den Kopf werfen wie den Rechten, die - aus selbem Grunde - eine konservative Revolution prognostizieren. Ein solche konservative Revolution ist vielleicht geschichtliches Novum, nicht aber das Zustandekommen eines solch revolutionär-konservativen Denkens.
Aber wie gesagt: der Geschmack verbietet einen solchen Rückgriff auf Kant und wer ihn doch wagt, dem wird von Links oder Rechts einer den Vorwurf machen, dass Kant doch "von der Geschichte widerlegt" sei. Ob das nun wieder stimmt, weiß keiner, aber es klingt mindestens so schlau wie das Kant-Zitat selbst. Dafür erspart man sich, wenn man die Geschichtswiderlegungsvariante konsequent anwendet, die Kantlektüre. Und das ist ein ganz enormes Ersparnis.
Ob dieser Eintrag nun geschmacklos ist oder nicht entscheide der Leser. Er kommt zustande durch halbherziges Sparen. Hätte ich die Kritik der Urteilskraft nicht nur angelesen, sondern durchgelesen, wüsste ich bestimmt, wie es um diesen meinen Beitrag bestellt ist.
Andererseits aber hat der alte Königsberger ja zitierfähiges Material genug hinterlassen. Man muss dazu auch gar nicht all zu tief in die Kritiken hineinsinken. Man kann auch einfach der Frage, was denn Aufklärung eigentlich sei, nachgehen, und wird rasch Weisheiten finden, deren Aktualität aktueller eigentlich kaum sein könnten. Vor einem solch pleonastischen Sprachgebrauch hätte sich Kant freilich gehütet, auch wenn Nietzsche ihm nachgewiesen hat, dass Kant seine Morallehre "Vermöge eines Vermögens" begründet hat, und d.i.: er hat sie nicht begründet (so zumindest Nietzsche). Ich für meinen Teil schäme mich eines solchen Pleonasmus nicht und wenn der Kant sich daran stört, kann er sich zugleich freuen, nach wie vor eine aktuelle Aktualität zu sein, wenn er feststellt:
"Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zustande kommen; sondern neue Vorurteile werden, ebensowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufen dienen."
Eine solche Satzung könnte man den Linkswendlern, die nun allerorts den großen sozialen Umbau proklamieren, weil dort und da ein paar Demonstrationen aufbrechen, eben so gut vor den Kopf werfen wie den Rechten, die - aus selbem Grunde - eine konservative Revolution prognostizieren. Ein solche konservative Revolution ist vielleicht geschichtliches Novum, nicht aber das Zustandekommen eines solch revolutionär-konservativen Denkens.
Aber wie gesagt: der Geschmack verbietet einen solchen Rückgriff auf Kant und wer ihn doch wagt, dem wird von Links oder Rechts einer den Vorwurf machen, dass Kant doch "von der Geschichte widerlegt" sei. Ob das nun wieder stimmt, weiß keiner, aber es klingt mindestens so schlau wie das Kant-Zitat selbst. Dafür erspart man sich, wenn man die Geschichtswiderlegungsvariante konsequent anwendet, die Kantlektüre. Und das ist ein ganz enormes Ersparnis.
Ob dieser Eintrag nun geschmacklos ist oder nicht entscheide der Leser. Er kommt zustande durch halbherziges Sparen. Hätte ich die Kritik der Urteilskraft nicht nur angelesen, sondern durchgelesen, wüsste ich bestimmt, wie es um diesen meinen Beitrag bestellt ist.
ledsgo - 8. Aug, 16:45