Was bleibet aber stiften die Dichter

Mittelschlechte Dichter zeichnen bemühte Bilder moderner Bedeutungslosigkeit. Texte, so leicht wie Dünensand, hängen in der Luft und ziehen nicht nach unten, nicht nach oben. Sie kennen keine Vertikalitäten mehr, diese Dichter. Weder hinauf zu Gott, noch in Nichts hinunter schreiben sie.

Ein armer Leser fragt verwirrt, was er mit dieser horizontalen Schwebe anfangen soll.
Nichts! ruft der Dichter.
Nichts anfangen, nichts aufhören, nur schweben soll er.

Der Dichter schreibt fragmentarisch- stakkatohafte Weltskizzen und schämt sich dafür. Er erfüllt eine Endlosschleife, Kassettenband der Weltgeschichte, ein poetischer Stummfilm.

Form ohne Inhalt, Wiederholung einer Wiederholung, zitiertes Zitat, aber ausgehölt, ausgelöffelt. Die Bedeutung aus den Worten herausgelöst, zerrinnt wie Tinte auf Löschpapier in alle Richtungen. Sinn zerstückelt sich.

Der arme Leser rennt ihm nach. Sinnstücke als Bruchstücke, der Bruch als Ausdruck der Moderne, denkt der Leser mit einem Vielleicht auf der Zunge. Was weiß er schon, denkt er sich.
Nicht mehr als der Dichter.
Will Bleibendes stiften, in den Flügelstoß, die Schallwelle des Werdens einen Funken stellen, der nicht erlischt.

Was gelingt ist ein diffuses Lodern in alle Richtungen, langsam erlöschend im Wind der Zeit, aber eben doch: erlöschend. Aufgespalteter Sinn, der langsam zu Ende geht.
Vielleicht nicht nur erlöschend, denkt der arme Leser, vielleicht sogar erlösend.
Sinn-Freiheit.
Rischl - 20. Jul, 14:49

das ist dann die collagenhaftigkeit der postmoderne. zeit für ein neues zeitalter?
aber ist das alles so tragisch, was muss der mensch immer neues erfinden, altes in neuer form lässt sich ebensogut verkaufen, denn der (lesende) mensch liebt auch die fortführung des alten, das gibt sicherheit.
und zum schreibenden menschen: dadurch, dass die poetery schon länger nicht mehr wenigen vorbehalten ist, sondern dichter_innenforen und ähnliche unseligkeiten krankhaft wachsen und jede und jeder schwachsinnige ihre und seine schwachsinnigkeiten in die unendlichen weiten des internets hinausposaunen müssen, dann auch noch von anderen, gleichgesinnten, in ihren auswürfen bestärkt werden, wird nun wohl nur mehr von allen alles gesagt werden, denn alles wurde bereits gesagt. sagte der gute herr valentin.

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