Bali, ein Anfang und ein Nachtrag

Manchmal, da denkt man sich schon, das ist jetzt ein Bloedsinn, was man da macht. Fliegt man um die halbe Welt, faehrt elendslange mit dem Bus durch miese Strassen, schlaeft in billigen Absteigen, nur damit man dann in Kuta auf Bali um Mitternacht ankommt und kein Zimmer mehr findet, weil in Kuta Unmengen besoffener Australier herumstolpern, ebenso wie unsere deutschen Nachbarn selbiges im umgangssprachlichen "Malle" machen. Da verwundert es auch nicht, dass die Balinesen den weissen Mann nicht sehr lieben, weil der weisse Mann dort sich der voelligen Zuegellosigkeit preisgibt. Und weil er sich eben preis gibt, gibts in Kuta auch unverschaemte Preise, und wenn man die fuer - nur zum Beispiel - gefaelschte Converse nicht zahlen will, dann kann einem wie mir schon passieren, dass ihm vom dreisten Verkauefer ein "I am more rich than you, motherfucker" nachgerufen wird. Dass ist es vermutlich, was die Balinesen auf Kuta plagt, die gute alte Minderwertigkeit und die absolute Tierhaftigkeit der Urlauber, die sich den sogenannten "viehischen Lastern" nur allzugern hingeben.

Ja, grosse Enttaueschung aufs Erste. Von Schoenheit keine Spur, nur eine haessliche Stadt voller schaebiger Gassen mit ueberteuerten Lokalen und Bars und ein Strand, der schoen sein koennte, aber da liegen eben die Menschen selbst wie Sand am Meer herum. Gut, dass es auf Bali auch anders geht, und noch besser, dass die allermeisten der Touristen wirklich kein Interesse zeigen fuer irgendetwas ausser Bintang und Arak. So ist es naemlich auf Bali ein Leichtigkeit, mit dem Moped die ganze Insel abzuklappern, weil die Insel winzig, und die Strassen in erstaunlich gutem Zustand - selbst fuer europaeische Verhaeltnisse - sind. Die gesamte Ostkueste abgeklappert, raue Felsklippen des Archipels, im Hintergrund ein 3000 Meter hoher Vulkan, der bis obenhin mit tropischem Regenwald zugedeckt schlummert, draussen das Meer, auf dem die Sonne knallrot um 7 Uhr morgens am wolkenfreien Himmel aufsteigt, sehr freundliche Leute an diesen, den touristisch aermeren Orten, und, wenn schon nicht die billigsten Zimmer, dann doch die, die die mit Abstand beste Preis- Leistung hergaben, die wir bis jetzt gefunden haben. Gerne haette man auf dem Moped noch mehr Zeit verbracht, haette noch ein wenig mehr von der Insel unsicher gemacht, aber dann ist man doch nur 4 Tage unterwegs gewesen, hat die Kuesten bewundert, einen Vulkan bestiegen und eine wunderschoene Stadt (eigentlich eine indonesische Unmoeglichkeit) namens "Ubud" betrachtet, und dann fand man sich schon wieder in Kuta.

Noch den Ausblick vom Vulkan im Kopf - 1720 Meter beduerfen keinem Guide, wirklich nicht und selbst dann nicht, wenn die Einheimischen schimpfend herumstehen und uns zum Umdrehen anhalten, um sinnlose 20 Dollar zu bezahlen, damit uns ein missmutiger Typ jenen Weg zeigt, den man ohnehin nicht uebersehen kann - fahren wir aus den Bergen Richtung Kuta zurueck, da werden wir Polizei-kontrolliert. Auch eine indonesische Unmoeglichkeit, faehrt doch hier auf dem Moped von der 5-koepfigen Familie bis zum Bauern mit 6 Huehnern hinten raufgeschnuert alles auf den Hondas, was nur irgendwie Platz hat, die uns da wiederfahren ist. Jedenfalls wollte der Zulassung und Fuehrerschein, beides hatten wir, aber, international anerkannt sei ein europaeischer Schein laut dem Officer nicht, auch nicht auf den Hinweis hin, dass die EU ohnehin ein internationales Staatengebilde sei. Da mussten wir schon 100.000 Rupien zahlen, also 8 Euro, damit wir dann erst recht ohne Schein - auch ohne Strafzettel, weil der Herr Polizist natuerlich auch ein wenig an sich denken muss - weiterfahren durften. Alles halb so wild, die Touristen nimmt man naturgemaess aus, wos nur geht, und wir als Zeller wissen das mit am Besten von allen.

Von Ubud - ein wirklich schoener Ort - schon wieder auf Kuta eingestellt, weil dort auch schon viele Touristen anzutreffen sind, sind wir dann eben zurueck, haben dort noch Freunde aus der Heimat getroffen und eine Reisebekanntschaft - ebenfalls aus Wien. Eigenartig war das, mit 6 Oesterreichern in Kuta zu sitzen, aber trotzallem eine amuesante Sache. Haben dann auch das gemacht, was in Kuta gemacht werden soll und sind ein wenig ausgegangen, war aber aufgrund von diversen Beziehungsproblemen unserer Freundschaften (je einmal die Reise-, einmal die Zeller Bekanntschaft) immer ein Reinfall. Nur gut, dass sich Aehnliches bei uns nicht abspielt. Auch gut, dass wir gestern unseren Flug nach Kuala Lumpur und somit unsere letzte grosse Reise vor der tatsaechlichen Heimreise erledigt haben, und uns jetzt noch ein gutes Monat Malaysien und Thailand bevorsteht, ein Monat, von dem ich mir weniger Stress erwarte, als es das indonesische Monat uns bescherte, denn, muesste ich jetzt ein Resumee ziehen - und Resumees sind ja doch meistens ein Kaese -, dann wuerd ich so etwas sagen wie "schoen wars, schoen auch, dass ich dort war, aber nocheinmal fahr ich da nicht hin (ausser vielleicht auf die Inseln oestlich von Bali, weil Bali abgesehen von Kuta schon sehr vielversprechend war).

Vom letzten Mal muss ich noch nachtragen, dass wir, bevor wir nach Bali gefahren sind, noch am Dieng Plateau waren, das hab ich in der Aufregung scheinbar vergessen. Das Dieng Plateau war ein sehr gruseliger, eigenartiger Ort in den Bergen Javas. Ein Bus hat uns dahin gebracht, da waren soviele Leute drinnen wie bei uns in ganzen Zuegen. Eine Strasse fuhr dahin, die war so steil und eng, dass der Bus im Schritttempo fahren musste (gut, der Bus war auch ein Schrotthaufen, steil aber wars in jedem Fall) und Leute fuhren dahin, die waren so klein und staemmig, da musste ich mich auf schlimmste alpine Verhaeltnisse gefasst machen, weil, der Bergmensch, so sagt man, ein kleiner sei, und ein staemmiger. Oben auf dem Plateau wars dann sehr schoen, sind wir auch mit dem Moped herumgefahren, weil die Bergstrassen dazu verfuehrt haben. Das war phasenweise ein Heidenspass, weil dort oben nicht viele Touristen durchkommen und die Einheimischen dementsprechend bloed geschaut haben, wie da 2 helmlose Blondschopfe durch ihre Felder streifen (Helme gabs dort keine, sonst haetten wir sie selbstverstaendlich getragen, liebe Mutter). Da waren einige dampfende, stinkende, schwefelnde Vulkankrater, ein paar Bergseen und mittendrin ein Kraftwerk, das mehr geraucht hat, als alle Vulkane zusammen, eine paradoxe Geschichte also und somit prototypisch fuer ganz Indonesien. Ein andere, und letzte indonesische Prototypengeschichte der Paradoxie ist der Mount Bromo, der so etwas wie der Grossglockner Indonesiens - oder zumindest Javas - ist, und auf dem, als wir auf ihn hinaufgingen, auf einmal eine Bundesheerangelobung auf indonesisch stattfand. Wir sind da zum Sonnenaufgang um 6 Uhr morgen hingegangen, und kurz vorm Krater blockierte auf einmal ein Bataillon - vermutlich sowas wie Gebirgsjaeger - den Weg. Die standen Stramm und riefen irgendwelche Dinger, gleich wie bei uns, gleich doof aussehend, gleich unsinnig, einfach gleich, untereinander und weltweit beruht scheinbar jedes Militaer auf der unbedingten Gleichheit, hat somit einen totalitaeren und kommunistischen Zug, der mir widerstrebt. Deshalb haben wir uns seitlich vorbeigemogelt und einen schoenen Blick auf den Sonnenaufgang, und danach in den Krater erhascht, auch ein wundervoller Ausblick in Sand/Lavawuesten wurde uns offenbar, ehe wir vor den Schwefelgestaenken mit Traenen in den Augen und Rotz in den Nasen (zumindest ich) fluechteten und dann da ankamen, wo dieser Aufsatz anfaengt.
Das ist jetzt eine komische Chronologie, am Anfang aufzuhoeren und selber schon weiter zu sein - eben in Kuala Lumpur. Aber seltsam, das ist, genau bedacht, das Allermeiste auf dieser Welt, und am seltsamsten, dass sie ueberhaupt da ist mitsamt der Art und Weise ihres Daseins, und aus diesem Grund letztlich ist man ja anfangs auch weggefahren, naemlich um die Art und Weise der asiatischen Welt kennenzulernen. Jetzt steht man da und findet sie seltsam. Gut so.

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