Volle Schnauzen

In Kuala Lumpur, da treffen sich die vollen Schnauzen. Ich fuer meinen Teil, ich hab auch die Schnauze voll gehabt, weil mir die Reiserei ein wenig anstrengend wurde, ich hab also, wie man sagt, die sprichtwoertliche Schnauze voll gehabt. Andere, die haben wir gesehen, die haben die tatsaechliche Schnauze voll gehabt. Australier waren das, schon wieder. Die so sympathischen Australier, die werden doch auch zur Plage, weil sie sich wie die Heuschrecken ausbreiten ueber Suedostasien, und dort dann doch nix besseres zu tun haben, als die Oralitaet zum Weltprinzip zu erheben, sich also sprichwoertlich vollstopfen. Die stopfen dann das - zugegeben sehr gute - Seafood in KL in sich hinein auf den chinesischen Maerkten, in den Foodstalls und ueberall sonst wo billig gut gegessen werden kann, und spuelen solange mit Tiger Beer nach, bis sich eben nicht mehr nachspuelen laesst, und dann ist zuerst der Bauch, und dann die Schnauze voll.

Man darf in solchen Situationen - man sitzt im Food Stall, isst und ueberlegt sich, was man gesehen und gemacht hat - als Reisender die Augen nicht vor der Welt verschliessen, in der man lebt, und muss sich, wenn am Nebentisch besagte Australier sitzen und zu allem oralen Ueberfluss auch noch kleine Malaymaedchen dabei haben - die fetten 50jaehrigen Australier neben den zerbrechlichen, 18 jaehrigen Maedchen -klarmachen, dass man selber im Endeffekt auch ein solcher ist, ein solcher Genusssuechtiger, nur betreibt man die persoenliche Genusssucht eben etwas subtiler, wie die umgangssprachlichen grausigen Hunde das machen.

Wir haben in KL in jedem Fall gemacht, was man machen muss: die Petronas angesehen, auf einen 273 Meter hohen Turm gefahren um von dort nochmal auf die Petronas und die Skyline zu sehen, wir waren in den Petronas, und sonst, ja sonst waren wir in einer ranzigen Hoehle mit Hindutempeln, die genauso ranzig und verdreckt waren, wie die Hoehle selbst, und spaetestens da haben wir dann rausgefunden, dass die sogenannten Sights in KL nicht so spannend sind, wie gesagt wird. Haben deshalb einfach das Grossstadtleben genossen, mit Billiardspielen, Biertrinken und allem, was man sonst noch so macht. Die Stadt hat, in ihren schoeneren Vierteln einen sehr westlichen Touch mit vielen Irish Bars und noch immer vielen Englaender und Commonwealthlern die dort arbeiten und herumhaengen. In den anderen Vierteln ist es sehr schnell schmutzig, ausser in Chinatown, da laesst sich - wie ueberall, wo die Chinesen im Spiel sind - alles billig kaufen, ALLES.

Die Stadt ist sehr Multikulti, aber immer ist das auch nicht von Vorteil, vorallem, wenn man ein Monat Indonesien in den Beinen hat und eigentlich nichts will als westlichen Kaffee (Starbucks, auch wenn man ihn zuhause entschieden meidet), Junkfood (Chillis), Heineken und Premiere League in Irish Bars, die weltweit ohnehin einheitlich zu sein scheinen.

Angenehme Tage waren das in KL, wirklich angenehme Grossstadttage, die bitter noetig waren nach dem ersten Monat. Sonst wuerd ich jetzt trotzdem so urteilen, dass ich sagen muss, mit Ausnahme der Petronas und dem Golden Triangle - also dem edleren Viertel, das an die Petronas anschliesst - ist die Stadt selber nicht das Gelbe vom Ei. Da man aber eben nicht eine ganze Stadt lieben muss, sondern auch einzelne Viertel bevorzugen kann, und wir deshalb eben meistens im Golden Triangle waren, war das so, wie Singapur, einfach angenehm, und KL will ja auch ein wenig so sein wie Singapur, ein Versuch, der aber nur schleppend und vereinzelt gelingen will.

Auf alle Faelle war die Schnauze nach ein paar Tagen KL wieder leer genug, um weiterzureisen - ins Paradies.

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