Thailand und das,was noch zu sagen bleibt
Fehlt noch, von Thailand zu berichten. Der Zwischenstopp in Penang war nicht der Rede wert. Schade eigentlich, denn der Eindruck von Penang war spannend, aber ein Tag ist eben doch zu kurz, um Urteilen zu können.
Bleibt also Thailand. Gleich bei der Einreise haben sich die Thais als lachendes Volk vorgestellt. Der Grenzbeamte hat meinen Pass angesehen, und dann hat er gleich gelacht, seinem Kollegen das Bild gezeigt, und dann hat der auch gelacht, und „Farang“ gesagt. Gut, mein Passphoto ist etwas alt, und sie waren nicht die Ersten, die deswegen lachen mussten, aber ich hätte mir die vielgerühmte Höflichkeit der Thais dann doch anders vorgestellt. Schön, hab ich mir gesagt, sollen sie lachen, die Grenzbeamten, sonst haben sie wahrscheinlich nicht viele Highlights im Grenzbeamtendasein, außer es kommt mal ein Österreicher mit lustigem Bildchen daher…
Obwohl wir extra nach Penang gefahren sind, um die Grenze im Westen zu überqueren, weil, die Ostgrenze aufgrund politischer Unruhen gefährlich sein soll, sind wir im Endeffekt erst wieder durch Hat Yai durchgefahren, eben jener Stadt, die zu vermeiden uns geraten wurde. War aber de facto nicht im geringsten gefährlich, eine unspektakuläre asiatische Stadt, muss man weder sehen, noch vermeiden, deshalb war es umso richtiger, einfach durchzufahren. Haben einen ganz hervorragenden Minivan erwischt, indem wie immer keine Sau English konnte, indem wie immer wir die einzigen Bleichgesichter waren, und in dem wir wie immer blöd angeschaut wurden. Platz hatten wir naturgemäß keinen, die Asiaten – auch ganz naturgemäß – schon, sie sind ja klein. Ein paar Stunden später sind wir in Krabi angelangt, wo es so richtig runtergeschüttet hat. Ist uns noch nicht oft passiert, und da haben wir dann gleich überlegen müssen, ob eine Bootsfahrt bei dem Wetter auf eine kleine Insel, die unlängst (2004) vom Tsunami heimgesucht wurde, schon eine gute Idee ist. Wir sind dann, weil wir schon bezahlt hatten, doch gefahren, weil der Geiz die Vernunft auch bei uns armen Studenten schon übertönt- da wundert einen zwar der kapitalistische Vermehrungszwang, wenn man darüber nachdenkt, aber im Endeffekt ist man dann auch so ein grausiger Knausriger. Aus Geiz und Übermut haben wir also unsere Fähre genommen- und sind nicht wirklich enttäuscht worden, weil an unserem Reisetag die Wolken ausgeschüttet haben, was in ihnen steckte, und unsere 3 Tage auf der Insel dementsprechend sonnig und heiß waren. Haben uns einen wunderschönen Sonnenbrand geholt – Julia rot weiß rot gestreift wie immer also patriotisch -, und ich auf den Seiten und am Bauch gerötet wie das reinste Ferkel. Ko Phi Phi hat als Insel nicht nur ihren Eigenreiz, der darin besteht, dass die Insel eigentlich aus zwei Kalksteinhügeln besteht (ca 200 Meter hoch), die in der Mitte durch einen dünnen Strandstreifen verbunden sind, wodurch sich 2 wunderschöne Buchten ergeben. Außerdem hat nämlich Ko Phi Phi noch jenen Fremdreiz, dass „The Beach“ auf der unmittelbaren Nachtbarsinsel gedreht wurde. Jetzt hat natürlich ein jeder Reisende „The Beach“ gesehen, und ein jeder Reisende, der den Film gesehen hat, und der noch dazu im Südwesten Thailands am Weg ist, der muss natürlich „The Beach“ auch anschauen, weil „The Beach literally is „The Beach“, wie die Engländer sagen. Der Strand also, der Strand schlechthin. Da haben wir uns gedacht, den Strand müsse man eigentlich wirklich gesehen haben und trotz allem Misstrauen gegen jedwede Touristengruppe, gegen jedwede Daytrip-Tour haben wir uns gesagt, den Strand müssen wir sehen. Wir haben uns also einer solchen Touristenausflugstruppe angeschlossen, und sind dann mit 12 anderen Leuten auf ein kleines Bötchen mit uraltem Yamaha- Motor gesteckt worden, und das hat uns dann durch die Gegend gefahren. Wir haben dabei wirklich schöne, unberührte Inseln gesehen, schöne Strände besucht und sind eben zum Schluss auch an dem Strand angelangt. Leider war der alte Yamaha- Motor allerdings so laut, dass wir kaum sprechen konnten auf dem Boot, und dass der Kopf irgendwann zu schmerzen anfing. Ein bisschen blöd war auch, dass irgendwann ein kurzer, aber heftiger Sturm aufzog, der die Wellen ein wenig anheizte und letzten Endes einer Engländerin einen derart heftigen Schrecken einjagte, dass sie ihre Hände verkrampfte, hyperventilierte und in Tränen ausbrach. Das arme Ding war am Boden zerstört, einen Puls von 200 und gelähmte, verkrampfte Hände haben auch uns einen Schrecken eingejagt, nur der Bootsfahrer ließ sich von solchen Lappalien nicht beeindrucken und wäre unbeirrt zu unserer letzten Station – nämlich dem Strand – weitergefahren, wenn wir ihn nicht angehalten hätten, das arme Mädchen freizulassen. Sie wurde dann in eine Klinik gebracht, keine Ahnung, was mit ihr passiert ist. In jedem Fall hat der Sturm rasch wieder abgezogen, weil er gemerkt hat, dass unseren Bootskapitän ohnehin nichts in der Welt davon abringen könnte, uns zu dem Strand zu bringen (und dadurch natürlich seine Kohle abzukassieren, was ihm möglicherweise dann doch wichtiger war als unser Stranderlebnis). Jetzt war dieser ganze Ausflug zwar wie gesagt schön, und die Stände und Insel spektakulär, aber trotzdem war er laut, unbequem und offensichtlich auch angsteinflößend, und dann war da noch der Fakt, dass unser Boot lange nicht das einzige war, dass sich die Ehre gab. Und darum war der Strand dann auch gar nicht, was man von dem Strand erwartet hätte, weil davor haufenweise Boote parkten und darauf haufenweise verbrannte Touristen herumhüpften und sich vorstellten, wie es wohl sein müsste, wenn man tatsächlich so einer sei wie der DiCaprio im Film, und dabei ist der DiCaprio im Film ja auch wieder ein anderer als der DiCaprio aber keiner kann sich an den Namen des Filmcharakters erinnern, aber den DiCaprio kennt halt ein jeder und jetzt sagt halt ein jeder so etwas wie „imagine being like that DiCaprio guy in the movie, finding a beach like this in the middle of nowhere…“. Das denken sich also alle, und ich denke mir, Fiktion, meine Herren, Fiktion. Den einsamen Traumstand, den die Werbung uns immer wieder zeigt und drunter „Thailand“, oder „Bali“, oder sonst was schreibt, den gibt’s halt nicht mehr. Die Tourismusindustrie ist halt doch schneller als der Tourist, da muss man sich geschlagen geben, und, es ist ja trotzdem noch schön und sehenswert, nur nicht das Erwartete. Dass die Werbung uns etwas erwarten lässt, was dann doch ganz anders ist, ist vielleicht so etwas wie der modus vivendi des modernen Menschen, dass das Erwartete einmal eingetroffen plötzlich etwas anderes ist als das, das man erwartet hatte, das scheint mir eine existentielle Erfahrung zu sein.
Zum Philosophieren aber bin ich nicht nach Thailand gefahren, deshalb lass ich das. Die Insel war also schön, aber überbevölkert von irgendwelchen Exkolonialisten, die einen glauben machen, dass die Kolonialzeit nur scheinbar, nicht aber wirklich, zu Ende ist. Wir sind dann weiter in den Kao Sok Nationalpark. Eine Ernüchterung. Ein Nationalpark, in dem es 2 Kilometer Wanderweg gibt, ist eigentlich eine Frechheit. Ursprünglich, so die missmutige Dame am Eingang, hatte es mehr Wege gegeben, seien aber alle überschwemmt. Deshalb könne man nur mehr mit einem Guide hingehen. Das mache Sinn sage ich, dass die überschwemmten Wege nicht allein begehbar sind, mit einem Guide aber schon, und lache hämisch, die Dame aber findet das nicht lustig und zuckt ungerührt mit den Schultern.
Man kann also durch durchregneten Urwald nicht alleine gehen, aber man kann durchgehen, wenn einem einer zeigt, wie man durchgehen muss. Uns Beiden ist das schon wieder suspekt, weil die Asiaten am liebsten aus jedem Urlaub eine einzige Riesentour machen würden (nicht weil ihre Touren so toll sind, dass sie sie einem jeden Touristen anherzen müssen, sondern, natürlich, weil eine Tour mit Guide und möglichst noch 3 Übernachtungen im Hotel gut fürs Geschäft sind), und weil diese Touren meistens eher nervige Geschichten sind, wo man von A nach B stresst, einen genervten, unmotivierten Führer hat und dazu noch in einer 10 Gruppe ist, die beim Schnorcheln jeden Fisch, beim Trekken jedes Tier verscheucht noch bevor man merkt, dass es dagewesen wäre. Wir haben uns also gegen eine Tour entschieden und sind ein bisschen mit dem Moped herumgefahren, die Gegend war auch sehr schön, aber es gab dort einfach nichts zu tun, deshalb sind wir auch schnell wieder weitergefahren, was unseren Hotelmanager zur Weisglut trieb, weil wir um 4 Uhr nachmittags ausgecheckt sind (Check-Out Time wäre 10:30 gewesen). Er hat dann in seiner Hektik, weil die Busse von Phuket immer um 16.30 eintreffen und die Bushaltestelle 2 Kilometer von seinem Hotel entfernt ist, was seine Arbeit dahingehend beeinflusst, dass er jeden Tag 4 mal an der Bushaltestelle steht und Leute dazu zu bewegen versucht, in seinem Hotel zu schlafen, uns eine Hotelrechnung geschrieben, die seiner ganz eigenen Phantasie entflohen ist. Da er nämlich dringend Gäste brauchte (wir beide waren die einzigen Gäste), musste er dringend um 16:30 beim Bus sein, um irgendwen anwerben zu können, ansonsten würden es nämlich die anderen „Hotelmanager“ machen. Deshalb also kassierte er für unser Essen Phantasiepreise, weil er nämlich auswendig nicht wusste, wie viel welches Gericht kostete und er keine Zeit finden konnte, um schnell auf der Karte nachzusehen. Auf meine Berichtigungsversuche hinauf wurde er dann rot im Gesicht – hab ich bei Asiaten bisher noch nie gesehen – und hat mir die Rechnung in die Hand gedrückt – ich solle sie mir selber schreiben, meinte er völlig entnervt. Ich musste innerlich lachen, fühlte mich auch ein wenig schlecht weil der arme Kerl ein paar graue Haare mehr hatte, nachdem ich ihm die – auch wenn sie phantasiert war – immer noch sehr billige Rechnung bezahlt hatte. Danach fuhr er uns netterweise zur Bushaltestelle, er musste ja sowieso hin. Am Weg dorthin mussten wir noch unser Moped abliefern und im Gegenzug unseren Pass entgegennehmen, was sich als schwierig erwies, weil die Dame vom Mopedverleih blöderweise nicht zugegen war. Der einige Jahre gealterte Hotelmanager wurde im Gesicht immer roter als ich ihm sagte, ich könne Julias Pass nicht finden. Mit zittrigen Händen zog er daraufhin sein Handy aus der Tasche, und brüllte der Frau am anderen Ende irgendetwas in die Leitung, was dazu führte, dass sie uns tatsächlich den Pass zur Bushaltestelle nachtrug. Trotzdem erreichten wir die Haltestelle erst um 16:45, was unserem Hotelmenschen die Röte im Gesicht entfernte. Dafür blickte er jetzt traurig und enttäuscht auf den Boden unter sich, der an diesem Tag keine Touristen in seine Arme befördert hatte.
Wir haben dann den Bus nach Surat Thani genommen und sind von dort mit der Nachtfähre, die eigentlich ein Frachtschiff mit ein paar Betten war, nach Ko Tao gefahren. Sonnenaufgang mitten am Meer- romantisch wars nicht, weil neben uns eine uralte Thaifrau gelegen ist und ein paar spanische Touristen lauthals schnarchten, aber schön allemal.
Ko Tao selbst war auch eine sehr feine Insel. Haben uns gleich ein Moped ausgeliehen, dass wir dann ganz dem asiatischen Vorbild vom Mopedtransport entsprechend – sie stopfen ja wirklich alles und jeden auf ihre Mopeds –mit unseren 4 Rucksäcken bepackten und losdüsten. Haben dann ein wenig geschnorchelt und ein Hotel gesucht, am Tag darauf noch einen Tauchausflug mit 2 Tauchgängen gemacht, von denen nur einer wirklich brauchbar war weil beim Anderen die Sicht aufgrund von Regen mies war.
Ko Tao, das war dann auch schon unsere letzte Urlaubsstation, sind nachdem Tauchausflug noch auf die Fähre nach Bangkok gehoppst und haben damit das Meer für unbestimmte Zeit verlassen. Spätestens hier wurde uns wirklich klar, dass unser Urlaub bald würde vorbei sein, und dass 2 Monate, wenn sie einmal beinahe zu Ende sind, sehr kurz erscheinen können. Wehmütig waren wir dann, in diesen letzten Bangkok Tagen, weil noch so vieles unerledigt bleiben musste, weil man noch soviel hätte sehen wollen, weil man noch so viele Orte, Städte, Strände besuchen hätte wollen, und weil, egal wie lange man urlaubt, der Urlaub doch immer zu kurz scheint.
Bangkok selbst war dann nocheinmal ein Schlag ins Gesicht, vibrierende Grossstadthektik pur, Schmutz neben glänzenden Tempel, reiche Viertel mit Hochhäusern, darunter Märkte mit gefälschten Jeans, ganze Einkaufszentren mit gefälschter Markenkleidung zu preisen, wo man nicht sicher ist, ob die Hosen jetzt echt, oder doch gefälscht sind. Dazwischen, daneben oder darunter, wie man will, immer wieder Tempel und auch wieder Schmutz, sodass ein Eindruck entsteht von einer Stadt, die selbst nicht weiß, was und wie sie eigentlich sein soll und die vermutlich auch nichts konkretes ist, sondern ein Amalgam aus verschiedensten Einflüssen, die sich nie so recht vereinen konnten und die sich wohl auch in Zukunft nicht werden vereinen können.
Ich könnte noch so vieles schreiben, nicht nur über Bangkok, nicht nur über das, was wir gemacht haben, sondern auch über das, was wir nicht gemacht haben, über die Leute, die wir gesehen haben, die Lebenswelten, in die wir nicht eintauchten, sondern bestenfalls vorbeitrieben als Touristen, die wir nur gesehen, nicht aber gelebt haben. Ich könnte auch so vieles noch fotographisch zeigen, kommentieren, dokumentieren, aber letztlich lassen sich diese 2 Monate, auch wenn es noch so Schade ist, in ihrem Gewesen- sein nicht festhalten. Das Vorbei- Sein dieser, unserer Zeit ist ein Fakt, der sich nicht umgehen lässt, und das Nachleben dieser Zeit ist etwas, das nur mir gehört, ist etwas das nur uns in unserem Gedächtnis zusteht und ist somit etwas höchst Privates, dass von diesen Berichten nur im geringsten Maße abgedeckt wird, aber dieses geringste Maß ist doch das Beste, das ich zustande bringe, ist doch die Meiste Teilhabe, die ich gewähren kann und will und ist vor allem auch etwas, das mir selber helfen wird, dieses Nachleben im Kopf wiederbeleben zu können, sodass der Reichtum dieser Zeit auch in Zukunft noch anhalten wird.
Bleibt also Thailand. Gleich bei der Einreise haben sich die Thais als lachendes Volk vorgestellt. Der Grenzbeamte hat meinen Pass angesehen, und dann hat er gleich gelacht, seinem Kollegen das Bild gezeigt, und dann hat der auch gelacht, und „Farang“ gesagt. Gut, mein Passphoto ist etwas alt, und sie waren nicht die Ersten, die deswegen lachen mussten, aber ich hätte mir die vielgerühmte Höflichkeit der Thais dann doch anders vorgestellt. Schön, hab ich mir gesagt, sollen sie lachen, die Grenzbeamten, sonst haben sie wahrscheinlich nicht viele Highlights im Grenzbeamtendasein, außer es kommt mal ein Österreicher mit lustigem Bildchen daher…
Obwohl wir extra nach Penang gefahren sind, um die Grenze im Westen zu überqueren, weil, die Ostgrenze aufgrund politischer Unruhen gefährlich sein soll, sind wir im Endeffekt erst wieder durch Hat Yai durchgefahren, eben jener Stadt, die zu vermeiden uns geraten wurde. War aber de facto nicht im geringsten gefährlich, eine unspektakuläre asiatische Stadt, muss man weder sehen, noch vermeiden, deshalb war es umso richtiger, einfach durchzufahren. Haben einen ganz hervorragenden Minivan erwischt, indem wie immer keine Sau English konnte, indem wie immer wir die einzigen Bleichgesichter waren, und in dem wir wie immer blöd angeschaut wurden. Platz hatten wir naturgemäß keinen, die Asiaten – auch ganz naturgemäß – schon, sie sind ja klein. Ein paar Stunden später sind wir in Krabi angelangt, wo es so richtig runtergeschüttet hat. Ist uns noch nicht oft passiert, und da haben wir dann gleich überlegen müssen, ob eine Bootsfahrt bei dem Wetter auf eine kleine Insel, die unlängst (2004) vom Tsunami heimgesucht wurde, schon eine gute Idee ist. Wir sind dann, weil wir schon bezahlt hatten, doch gefahren, weil der Geiz die Vernunft auch bei uns armen Studenten schon übertönt- da wundert einen zwar der kapitalistische Vermehrungszwang, wenn man darüber nachdenkt, aber im Endeffekt ist man dann auch so ein grausiger Knausriger. Aus Geiz und Übermut haben wir also unsere Fähre genommen- und sind nicht wirklich enttäuscht worden, weil an unserem Reisetag die Wolken ausgeschüttet haben, was in ihnen steckte, und unsere 3 Tage auf der Insel dementsprechend sonnig und heiß waren. Haben uns einen wunderschönen Sonnenbrand geholt – Julia rot weiß rot gestreift wie immer also patriotisch -, und ich auf den Seiten und am Bauch gerötet wie das reinste Ferkel. Ko Phi Phi hat als Insel nicht nur ihren Eigenreiz, der darin besteht, dass die Insel eigentlich aus zwei Kalksteinhügeln besteht (ca 200 Meter hoch), die in der Mitte durch einen dünnen Strandstreifen verbunden sind, wodurch sich 2 wunderschöne Buchten ergeben. Außerdem hat nämlich Ko Phi Phi noch jenen Fremdreiz, dass „The Beach“ auf der unmittelbaren Nachtbarsinsel gedreht wurde. Jetzt hat natürlich ein jeder Reisende „The Beach“ gesehen, und ein jeder Reisende, der den Film gesehen hat, und der noch dazu im Südwesten Thailands am Weg ist, der muss natürlich „The Beach“ auch anschauen, weil „The Beach literally is „The Beach“, wie die Engländer sagen. Der Strand also, der Strand schlechthin. Da haben wir uns gedacht, den Strand müsse man eigentlich wirklich gesehen haben und trotz allem Misstrauen gegen jedwede Touristengruppe, gegen jedwede Daytrip-Tour haben wir uns gesagt, den Strand müssen wir sehen. Wir haben uns also einer solchen Touristenausflugstruppe angeschlossen, und sind dann mit 12 anderen Leuten auf ein kleines Bötchen mit uraltem Yamaha- Motor gesteckt worden, und das hat uns dann durch die Gegend gefahren. Wir haben dabei wirklich schöne, unberührte Inseln gesehen, schöne Strände besucht und sind eben zum Schluss auch an dem Strand angelangt. Leider war der alte Yamaha- Motor allerdings so laut, dass wir kaum sprechen konnten auf dem Boot, und dass der Kopf irgendwann zu schmerzen anfing. Ein bisschen blöd war auch, dass irgendwann ein kurzer, aber heftiger Sturm aufzog, der die Wellen ein wenig anheizte und letzten Endes einer Engländerin einen derart heftigen Schrecken einjagte, dass sie ihre Hände verkrampfte, hyperventilierte und in Tränen ausbrach. Das arme Ding war am Boden zerstört, einen Puls von 200 und gelähmte, verkrampfte Hände haben auch uns einen Schrecken eingejagt, nur der Bootsfahrer ließ sich von solchen Lappalien nicht beeindrucken und wäre unbeirrt zu unserer letzten Station – nämlich dem Strand – weitergefahren, wenn wir ihn nicht angehalten hätten, das arme Mädchen freizulassen. Sie wurde dann in eine Klinik gebracht, keine Ahnung, was mit ihr passiert ist. In jedem Fall hat der Sturm rasch wieder abgezogen, weil er gemerkt hat, dass unseren Bootskapitän ohnehin nichts in der Welt davon abringen könnte, uns zu dem Strand zu bringen (und dadurch natürlich seine Kohle abzukassieren, was ihm möglicherweise dann doch wichtiger war als unser Stranderlebnis). Jetzt war dieser ganze Ausflug zwar wie gesagt schön, und die Stände und Insel spektakulär, aber trotzdem war er laut, unbequem und offensichtlich auch angsteinflößend, und dann war da noch der Fakt, dass unser Boot lange nicht das einzige war, dass sich die Ehre gab. Und darum war der Strand dann auch gar nicht, was man von dem Strand erwartet hätte, weil davor haufenweise Boote parkten und darauf haufenweise verbrannte Touristen herumhüpften und sich vorstellten, wie es wohl sein müsste, wenn man tatsächlich so einer sei wie der DiCaprio im Film, und dabei ist der DiCaprio im Film ja auch wieder ein anderer als der DiCaprio aber keiner kann sich an den Namen des Filmcharakters erinnern, aber den DiCaprio kennt halt ein jeder und jetzt sagt halt ein jeder so etwas wie „imagine being like that DiCaprio guy in the movie, finding a beach like this in the middle of nowhere…“. Das denken sich also alle, und ich denke mir, Fiktion, meine Herren, Fiktion. Den einsamen Traumstand, den die Werbung uns immer wieder zeigt und drunter „Thailand“, oder „Bali“, oder sonst was schreibt, den gibt’s halt nicht mehr. Die Tourismusindustrie ist halt doch schneller als der Tourist, da muss man sich geschlagen geben, und, es ist ja trotzdem noch schön und sehenswert, nur nicht das Erwartete. Dass die Werbung uns etwas erwarten lässt, was dann doch ganz anders ist, ist vielleicht so etwas wie der modus vivendi des modernen Menschen, dass das Erwartete einmal eingetroffen plötzlich etwas anderes ist als das, das man erwartet hatte, das scheint mir eine existentielle Erfahrung zu sein.
Zum Philosophieren aber bin ich nicht nach Thailand gefahren, deshalb lass ich das. Die Insel war also schön, aber überbevölkert von irgendwelchen Exkolonialisten, die einen glauben machen, dass die Kolonialzeit nur scheinbar, nicht aber wirklich, zu Ende ist. Wir sind dann weiter in den Kao Sok Nationalpark. Eine Ernüchterung. Ein Nationalpark, in dem es 2 Kilometer Wanderweg gibt, ist eigentlich eine Frechheit. Ursprünglich, so die missmutige Dame am Eingang, hatte es mehr Wege gegeben, seien aber alle überschwemmt. Deshalb könne man nur mehr mit einem Guide hingehen. Das mache Sinn sage ich, dass die überschwemmten Wege nicht allein begehbar sind, mit einem Guide aber schon, und lache hämisch, die Dame aber findet das nicht lustig und zuckt ungerührt mit den Schultern.
Man kann also durch durchregneten Urwald nicht alleine gehen, aber man kann durchgehen, wenn einem einer zeigt, wie man durchgehen muss. Uns Beiden ist das schon wieder suspekt, weil die Asiaten am liebsten aus jedem Urlaub eine einzige Riesentour machen würden (nicht weil ihre Touren so toll sind, dass sie sie einem jeden Touristen anherzen müssen, sondern, natürlich, weil eine Tour mit Guide und möglichst noch 3 Übernachtungen im Hotel gut fürs Geschäft sind), und weil diese Touren meistens eher nervige Geschichten sind, wo man von A nach B stresst, einen genervten, unmotivierten Führer hat und dazu noch in einer 10 Gruppe ist, die beim Schnorcheln jeden Fisch, beim Trekken jedes Tier verscheucht noch bevor man merkt, dass es dagewesen wäre. Wir haben uns also gegen eine Tour entschieden und sind ein bisschen mit dem Moped herumgefahren, die Gegend war auch sehr schön, aber es gab dort einfach nichts zu tun, deshalb sind wir auch schnell wieder weitergefahren, was unseren Hotelmanager zur Weisglut trieb, weil wir um 4 Uhr nachmittags ausgecheckt sind (Check-Out Time wäre 10:30 gewesen). Er hat dann in seiner Hektik, weil die Busse von Phuket immer um 16.30 eintreffen und die Bushaltestelle 2 Kilometer von seinem Hotel entfernt ist, was seine Arbeit dahingehend beeinflusst, dass er jeden Tag 4 mal an der Bushaltestelle steht und Leute dazu zu bewegen versucht, in seinem Hotel zu schlafen, uns eine Hotelrechnung geschrieben, die seiner ganz eigenen Phantasie entflohen ist. Da er nämlich dringend Gäste brauchte (wir beide waren die einzigen Gäste), musste er dringend um 16:30 beim Bus sein, um irgendwen anwerben zu können, ansonsten würden es nämlich die anderen „Hotelmanager“ machen. Deshalb also kassierte er für unser Essen Phantasiepreise, weil er nämlich auswendig nicht wusste, wie viel welches Gericht kostete und er keine Zeit finden konnte, um schnell auf der Karte nachzusehen. Auf meine Berichtigungsversuche hinauf wurde er dann rot im Gesicht – hab ich bei Asiaten bisher noch nie gesehen – und hat mir die Rechnung in die Hand gedrückt – ich solle sie mir selber schreiben, meinte er völlig entnervt. Ich musste innerlich lachen, fühlte mich auch ein wenig schlecht weil der arme Kerl ein paar graue Haare mehr hatte, nachdem ich ihm die – auch wenn sie phantasiert war – immer noch sehr billige Rechnung bezahlt hatte. Danach fuhr er uns netterweise zur Bushaltestelle, er musste ja sowieso hin. Am Weg dorthin mussten wir noch unser Moped abliefern und im Gegenzug unseren Pass entgegennehmen, was sich als schwierig erwies, weil die Dame vom Mopedverleih blöderweise nicht zugegen war. Der einige Jahre gealterte Hotelmanager wurde im Gesicht immer roter als ich ihm sagte, ich könne Julias Pass nicht finden. Mit zittrigen Händen zog er daraufhin sein Handy aus der Tasche, und brüllte der Frau am anderen Ende irgendetwas in die Leitung, was dazu führte, dass sie uns tatsächlich den Pass zur Bushaltestelle nachtrug. Trotzdem erreichten wir die Haltestelle erst um 16:45, was unserem Hotelmenschen die Röte im Gesicht entfernte. Dafür blickte er jetzt traurig und enttäuscht auf den Boden unter sich, der an diesem Tag keine Touristen in seine Arme befördert hatte.
Wir haben dann den Bus nach Surat Thani genommen und sind von dort mit der Nachtfähre, die eigentlich ein Frachtschiff mit ein paar Betten war, nach Ko Tao gefahren. Sonnenaufgang mitten am Meer- romantisch wars nicht, weil neben uns eine uralte Thaifrau gelegen ist und ein paar spanische Touristen lauthals schnarchten, aber schön allemal.
Ko Tao selbst war auch eine sehr feine Insel. Haben uns gleich ein Moped ausgeliehen, dass wir dann ganz dem asiatischen Vorbild vom Mopedtransport entsprechend – sie stopfen ja wirklich alles und jeden auf ihre Mopeds –mit unseren 4 Rucksäcken bepackten und losdüsten. Haben dann ein wenig geschnorchelt und ein Hotel gesucht, am Tag darauf noch einen Tauchausflug mit 2 Tauchgängen gemacht, von denen nur einer wirklich brauchbar war weil beim Anderen die Sicht aufgrund von Regen mies war.
Ko Tao, das war dann auch schon unsere letzte Urlaubsstation, sind nachdem Tauchausflug noch auf die Fähre nach Bangkok gehoppst und haben damit das Meer für unbestimmte Zeit verlassen. Spätestens hier wurde uns wirklich klar, dass unser Urlaub bald würde vorbei sein, und dass 2 Monate, wenn sie einmal beinahe zu Ende sind, sehr kurz erscheinen können. Wehmütig waren wir dann, in diesen letzten Bangkok Tagen, weil noch so vieles unerledigt bleiben musste, weil man noch soviel hätte sehen wollen, weil man noch so viele Orte, Städte, Strände besuchen hätte wollen, und weil, egal wie lange man urlaubt, der Urlaub doch immer zu kurz scheint.
Bangkok selbst war dann nocheinmal ein Schlag ins Gesicht, vibrierende Grossstadthektik pur, Schmutz neben glänzenden Tempel, reiche Viertel mit Hochhäusern, darunter Märkte mit gefälschten Jeans, ganze Einkaufszentren mit gefälschter Markenkleidung zu preisen, wo man nicht sicher ist, ob die Hosen jetzt echt, oder doch gefälscht sind. Dazwischen, daneben oder darunter, wie man will, immer wieder Tempel und auch wieder Schmutz, sodass ein Eindruck entsteht von einer Stadt, die selbst nicht weiß, was und wie sie eigentlich sein soll und die vermutlich auch nichts konkretes ist, sondern ein Amalgam aus verschiedensten Einflüssen, die sich nie so recht vereinen konnten und die sich wohl auch in Zukunft nicht werden vereinen können.
Ich könnte noch so vieles schreiben, nicht nur über Bangkok, nicht nur über das, was wir gemacht haben, sondern auch über das, was wir nicht gemacht haben, über die Leute, die wir gesehen haben, die Lebenswelten, in die wir nicht eintauchten, sondern bestenfalls vorbeitrieben als Touristen, die wir nur gesehen, nicht aber gelebt haben. Ich könnte auch so vieles noch fotographisch zeigen, kommentieren, dokumentieren, aber letztlich lassen sich diese 2 Monate, auch wenn es noch so Schade ist, in ihrem Gewesen- sein nicht festhalten. Das Vorbei- Sein dieser, unserer Zeit ist ein Fakt, der sich nicht umgehen lässt, und das Nachleben dieser Zeit ist etwas, das nur mir gehört, ist etwas das nur uns in unserem Gedächtnis zusteht und ist somit etwas höchst Privates, dass von diesen Berichten nur im geringsten Maße abgedeckt wird, aber dieses geringste Maß ist doch das Beste, das ich zustande bringe, ist doch die Meiste Teilhabe, die ich gewähren kann und will und ist vor allem auch etwas, das mir selber helfen wird, dieses Nachleben im Kopf wiederbeleben zu können, sodass der Reichtum dieser Zeit auch in Zukunft noch anhalten wird.
ledsgo - 5. Sep, 19:25