Skandalautor verprügelt

Heimat.
Vergangenen Mittwoch wurde beim Sommernachtsfest in Zell am See der Skandalautor Josef S. verprügelt.
S., der mit seiner Romanreihe "Buckelpisten" im abgelaufenen Winter für Furore sorgte, sei, wie Augenzeugen berichten, höflich und in elegantem Aufzug erschienen und habe sich bei dem Bierfest köstlich amüsiert. Nach Angaben der Zeugen traten plötzlich zwei unbekannte, stark alkoholisierte Männer an S. und verwickelten ihn in eine Diskussion über heimatliche Werte und Tradition. S. versuchte mehrmals verzweifelt, die Flucht zu ergreifen, wurde allerdings immer wieder festgehalten. Als der Autor schließlich einen Schnaps ablehnte, den einer der beiden Männer ihm ausgeben wollte, brannte diesem die Sicherung durch: "Er hat ihm das Schnapsglas mit voller Kraft ins Gesicht geschleudert", erläutert die Wirtin des Bierzeltes, vor dem die Auseinandersetzung stattfand. S. sei daraufhin zu Boden gefallen, Tritte und Schläge fielen auf ihn nieder.
Am Ende des Szenarios lag der Skandalautor regungslos am Boden. Einer der Raufbolde quittierte die Szene mit dem Ausruf: "Zuhause ist es halt doch am Schönsten!"
Die Wirtin, die schließlich auch Polizei und Rettung gerufen hatte, versuchte nach eigenen Angaben noch, die beiden Betrunkenen zu beruhigen und besänftigend einzuwirken, allerdings, so die Wirtin: "Die Beiden schienen von vornherein stark gereizt", sie habe so etwas noch nie gesehen.
Die Polizei vermutet, dass der Angriff der beiden - immer noch unbekannten - Täter möglicherweise etwas mit einem vor kurzem im "Platzhirsch" erschienen Interview zu tun haben könnte, in dem S. sich kritisch und reflektiert über seine Heimat und die FPÖ äußerte.
S. selbst liegt seit 2 Tagen mit einem Nasenbeinbruch sowie mehreren geprellten Rippen und einigen Schürf- und Kratzwunden im Krankenhaus.
Er wollte sich zu dem Vorfall vorerst nicht äußern.
Staubkorn - 13. Jun, 13:51

Südtiroler Weingeschäft oder eine Anekdote über die Heimat (Beruht auf einer wahren Begebenheit)

Herr A. , ein Heimatliebender und Zurückgewandter, ein leidenschaftlicher Vereinsmensch und begnadeter Biertrinker, wollte einstmals Gewinn durch den Verkauf einheimischen Weines erzielen. Wein gehöre zur Südtiroler Tradition dazu und bereits die geistesertränkten Landesväter, denen man mit Achtung und Stolz nachtrauert, wussten dieses Kulturgut zu schätzen.
Da das Geschäft jedoch ein hartes und gerade das Weingeschäft ein konkurenzträchtiges und im spießbürgerlichem Sinne ein schwindeliges ist, kam Herr A. durch geschicktes Überlegen im Raucherzimmer der kleinen Gastwirtschaft "Alpenhof" zum Entschluss, einen Versuch zu wagen:

Die Idee war es, Wein einzukaufen und sozusagen als Zwischenhändler den Wein etwas unter den Einkaufspreis weiterzuverkaufen. Seine Absicht war es mit billiger Ware neue Kunden anzulocken und dadurch Gewinn zu erzielen. Auf die Frage hin, wie er denn den Wein billiger verkaufen könne, als er ihn selbst einkaufe und den Vorwurf eines sicheren Verlustgeschäftes antwortete er überzeugt von der Wirtschaftstätigkeit als ewiges Nullsummenspiel:
"Die Masse macht's!" Dadurch, dass er den Wein, um einen etwas geringeren Preis verkaufen würde, würde er auf lange Zeit gesehen Kunden anlocken und Gewinn erzielen. Nein, ihn würde man nicht den Vorwurf der mangelnden Wirtschaftstüchtigkeit machen können.
Es leben die Maulheldentümer, auf die man in Südtirol stolz ist und die oftmals mehr Nutzen brachten, als die hohlen Vernünftler je zu träumen vermochten. [...]
Geld, als einzig wahres Wertesystem im wortwörtlichem und zeitgenössischem Sinne. Wo sonst gibt es etwas zu gewinnen? Wenn man vieles verliert, was bleibt einem noch anderes übrig, als das Absurde?

Waren sie es doch, die dir die Heimat nahmen, beschmutzten und sie dir nahezu unerträglich machten. Nunmehr, dank ihnen, dein Verhältnis zur Heimat ein verstörtes ist. Du bist, seit dem ein Enterbter und führst nunmehr ein Landstreichertum fernab von deiner einstmaligen Heimat.

Lg
Stefan

Staubkorn - 13. Jun, 17:17

Verlegenheitsbauwerke oder eine Anekdote über die Heimat

Dort unten wird wieder eine Brücke gebaut. Du sprichst mit dem zuständigen Vorarbeiter und fragst ihn nach der Notwendigkeit und den Zweck der neuen Brücke. Er antwortet, doch du nickst bereits ohne zuzuhören und betrachtest die halbfertigen Halbheiten der Baustelle und das Wasser, das sich ruhig durch den pechigen Kanal drängt; ihr ganz persönliches Verlegenheitsbauwerk, ihre persönliche, reduzierte Angelegenheit. Ach ihr geradliniges Fühlen, dessen du nicht fähig bist zu fühlen, ach all die audio-visuellen Hässlichkeiten die uns umgeben und die manchmal wie Brechmittel wirken. Manchmal, so scheint es, bedarf es an einer enormen Gleichgültigkeit und Ignoranz gegenüber den architektonischen Konstruktionen des Menschen und deren Namen, die bereits alleinig als Namen eine unerhörte Überheblichkeit zum Ausdruck bringen.
Du lächelst und siehst wie er, überzeugt von seiner Sache ein Bier zu seinen Lippen führt...
Du gehst schnell weiter, was bleibt einem unaufrichtigen Mitläufer auch anderes übrig als schnell weiter zu gehen?

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