Das muss zwar nicht so sein, vor allem wenn komisch eher im Sinne einer "Eigenart" steht, aber es kann so sein, und dieser Möglichkeit gewidmet ein Satz, der der Spalte "Alltägliches" angehört, die sowieso zu selten genutzt wird, wie dieser ganze lächerliche Space. Aber egal. In jedem Fall meinte da einer
"Es ist ein komisches Leben, aber eigentlich ganz witzig. "Wieso witzig" wurde da entgegnet, und man meinte "man unterschätzt ja tatsächlich, wie viel man lacht".
Das bringt's auf den Punkt, vorrübergehend zumindest.
Irgendwo, ganz einsam und für sich, steht noch dein Name. Eingebrannt wurde er mir, gebrandmarkt und stolz darauf, wie Teenager- Rebellen nach erstem Tattoo. Du, die Fremde, die nicht zu mir passen wollte und konnte, und ich der, der immer dasein würde. So gaben wir uns ganz unnatürlich, nervös, wussten nicht wo vorne und hinten, wer oben und wer unten zu sein hatte. Du, die stets Hoffende, ich, stets zweifelnd und verzweifelt; plattgetrampelte Pfade der Hoffnung, gebaut von gutmütigen Händen, und langen, gazellenhaften Beinen, ein Weg zu Gott, der sich im Kreise dreht, und den du beschrittst, womöglich heute noch beschreitest. Ich daneben, durch die sumpfigen Moore der Verzweiflung mich schleppend, nur nicht untergehen, immer darüberstehen. Zwei Sinnsuchende, unsere Gemeinsamkeit war das Suchen, in Welt- und Menschenbild so fremd, dass wir nur uns fanden, Gegenpole. Und heute, wo stehst du, wo sitze ich, oder sitzt du, und ich stehe? Allein oder endlich fündig, in immerwährendem Wollen und Zweifel, wie These und Antithese, mit immerfehlender Synthese; immer das wollend, was nicht greifbar, immer bezweifelnd was dir gerade nahe war, verstandest du es nicht, Zweifelhaftes zu erkennen, Wohlwollendes festzuhalten; so sitzt du hier neben mir, willst schon wieder, zweifelst noch, willst doch und willst nichts mehr, gehst, plötzlich, schweigend. Von dir verlassen, schon wieder, diesmal älter, womöglich reifer, deshalb nur in Gedanken, damals in Fleisch und Blut, unter Trauer, Wut. Du warst es doch, die mich wollte, sich um mich bemühte, bis du mich hattest; doch gewann wie immer dein Zweifel, er stieg in dir auf, zuerst langsam, auf unscheinbaren Sohlen, doch dann immer heftiger, nagte an Knochen, biss an Fingerspitzen, durchbohrte mit Zungen kleine Zahnlücken und durchbrach schließlich dein Wollen und somit letzten Widerstand. Dass du mich nicht verletzen wolltest, half mir kaum. Und heute, Jahre später, und trotzdem jung, sehe ich dich, als meine erste, womöglich einzige und letzte Liebe, sehe ich dich als junges, unschuldiges Kindchen, von 13, vielleicht 14 Jahren, und frage mich: was machtest du, in all den Jahren? Was blieb von dem, was du damals warst, wer bist du heute? Glaubst du immer noch an diesen und jenen Übersinn, läuft bei dir immer noch GZSZ im Vorabendprogramm? Und wer war ich damals, dass ich dich jemals berühren durfte, wer bin ich dir heute? Kennst du mich noch, auf einem Foto sehe ich meine Erinnerung an dich, festgehalten, wirst du für mich immer so aussehen, und nebenbei ich, sündhaft jung, frech, zufrieden. Was blieb von ihm, wohl nur wenig, bis auf Oberflächliches und Erscheinung; meinen damaligen Kopf durchkreiste wohl kaum, was heute beschäftigt. Am Kopf, ein paar Haare weniger, die ihren Platz am ansetzenden Bauch fanden, ein kleine Narbe hier oder da, ansonsten trennt ihn vom Bild nichts mit dem vom Spiegel, der gerade vehement behauptet, er sei ich.
Es geht um Freundschaft, nicht um Liebe. Deine Liebe wollte ich immerschon erst, wenn sie mir am Silbertablett mehr geopfert, als geschenkt wurde, doch deine Freundschaft, dein positives, optimistisches Gemüt, es fehlt. Vier, fünf lange Jahre, liebten wir einander mal zu zweit, mal einsam, mal gar nicht, mal du nur mich, mal ich nur dich, doch blieben wir einander immer treu in Abwechslung, verstanden, uns alles schwer zu machen, spielten Spiele, schossen Böcke, hassten und versöhnten wir uns, doch verstanden wir beide wie immer die Synthese aller Gegensätze nicht. Hatten wir uns immer gern, und jetzt? Wo bist du? Lerne ich jetzt erst, was Abschied heißt, oder wirst du wieder kommen, oder lebst du mir, so wie jetzt, im Kopfe weiter? Bist du noch mein krasser Gegensatz, bedarf es noch einer Synthese für uns, ist der Zug endlich abgefahren, nein, dein Bild ist zu präsent, aber sind wir vielleicht abgestumpft, an Mensch, Leben, Leid? Sind wir einander womöglich näher, jetzt, da fremd, da Alter gewissen Kanten, an denen wir nur zu gerne eckten, Schliff und Rundung verpasste?
Ein Dank an die Person, die du warst, auf dass du dich in den Zeilen erkennst, sofern du sie liest, was nicht geschehen wird.
Freundschaftlich, der von damals, der heute ein Anders sein mag.
Ein neues Bild hier, die alten Klamotten daneben. Gewaschen sind sie nicht, frisch getragen. Eine neue Wohnung, ein neues Bett, ein kaputter Fernseher, Kabel und Dreck. Staub. Alles neu, neue Aussicht, neue Umgebung, neue Freunde und immer am neuesten Stand. Neue Nachbarn mit alten Gesichtern, frische Leute mit fahlem Gemüt; Ein alter Aufzug symbolisiert Jugend, Fortschritt, Moderne, Futurismus und ist hemmungslos alt. So alt und doch so neu wie der Schlüssel der ihn öffnet, die Türe, die ihn schließt und die Leute, die ihn schon viel zulange befahren, und viel zu wenig sprechen. Diskretion und Anonymität sind so neu, man könnte meinen, es sei Desinteresse. Kommunikation ist wegschauen, wegschauen heißt allein sein heißt frei sein. Frei sein, der Alte sein, immer derselbe, der gleiche, der von vorher, der, der man ist. Nicht alt, nicht neu, nur sein, so wie immer. Alles anders, alles neu, und mittendrin der Alte, der von vorher, der, den man nirgends stehen lässt, den man nicht abschütteln kann, der einen verfolgt, der immer gewinnt, der, der man ist, war und bleibt. Von ihm befreien unmöglich, zurückgeworfen auf ihn und nicht im Stich gelassen worden, von ihm aufgefangen worden, weil er immer noch ist, und weil er immer noch bleibt.
Die Wirklichkeit, was ist sie schon?
Des Denkens frei, des Lebens Hohn
Und ist es frei, nach ihr zu leben
Ist es wert, nach ihr zu streben
Wonach zu suchen sei gefragt
Wenn täglich doch das Leben plagt
Dem Leben zu entsagen sei
So wahr man sterbe wirklich Frei
Doch muss der Tod so unausweichlich
Erreicht sein ach so zeitlich
Und darf man sich der Pflicht entziehen
Vor Lebensangst gen Tode ziehen?
Und letztens man bedenke
Wenn Tag in Nacht man lenke
Nie mehr die Sonne scheint
Doch des Menschen Auge nächtens weint!
Und bleibt nicht endlich noch zu hoffen
Auf bessre Tage, schöner Wochen?
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Alles was Zählt
Alles was zählt, es scheint
Ist letztlich in Erinnerung vereint
Alles was am Ende bleibt
Was uns stoppt und nicht mehr weiter treibt
Bei Bewusstwerdung der Endlichkeit
Dieses Lebens, unsrer Zeit
Ist doch das Wissen das man war
Es schien so einfach, wunderbar
Einst voller Freude, Glück und Segen
Fällt `gen Ende doch der Regen
Und selbst das Paradies werden sie uns verwähren
Uns Verdammten dieser Erden
Uns trauernden Schafen Gottes Herden
Die nicht wussten, dies Leben recht zu leben.
Wie der Wind, der durch den Regen streift und Gänsehaut verbreitet, tangiert mich täglich ein Hauch von Leben, der ähnliche Gefühle, Gefühle der Kälte, der Angst und der Verschlossenheit in mir weckt. Der persönliche, emotionale und soziale Rückzug erinnert ein wenig an ein „In-die-Welt-geworfen-sein“ Heideggers. Auch ich wurde in zweideutiger Weise geworfen, in die Welt einerseits, andererseits wurde ich aber auch ins Leben geworfen. Die schulische Autorität wird nun durch eine wirkliche, bedrohliche Autorität ersetzt. Die Selbstverständlichkeit einer Freundschaft hat nun die Selbstverständlichkeit der Trennung zur Folge. Leben lassen funktioniert auch nicht mehr, viel eher wird man, so fühle ich, am Leben gelassen. Allgemein könnte man behaupten, der Schutzwall sei nun endgültig eingestürzt, der Damm gebrochen, sozusagen. Täglich stelle ich mir Fragen der Zukunft, die nur im Moment beantwortet werden können. Täglich unterdrücke ich diese Fragen, versuche sie ins unbewusste zu drängen, und doch schwingen sie im Hinterkopf durch die Windungen des Hirns, bis die gesellschaftliche Ablenkung nicht mehr ausreicht. Und plötzlich sind die Fragen wieder präsent, wieder interessant und bedürfen einer Antwort, die, wie bereits gesagt, nicht gegeben werden kann. In diesen Momenten der Einsamkeit, der Angst, erkenne ich eine Freiheit, eine Freiheit die ich fürchte, die ich noch nicht kannte und nicht haben will.
Ich sitze im Zug. Durch die Fensterscheiben zeichnen Sonne, Himmel, Bäume, Gräser und Wälder ein Bild der Freiheit. Die Weite eines Sees, die Tiefe des Wassers und die Stille des Windes untermauern einen Eindruck vollkommener Idylle und Gelassenheit. Je mehr mein Blick durch diese Felder des Friedens schweift, desto grausamer wird mir das eigene Elend vor Augen gehalten. Die Schlucht zwischen der Freiheit der Natur, und des eigenen Gefangenseins wird mit jeder Minute größer. Ich bin gefangen; gefangen im Blicke der Mitreisenden, gefangen in jedem ihrer Atemzüge, gefangen in der drückenden Hitze des riesigen Stahlkäfigs, in den ich mich einst setzte, um nachhause gebracht zu werden. Nachhause, dort wo das Lebenauf einen wartet. Dort, wo Verpflichtung und Verantwortung in einer ewigen Wechselwirkung jede Sekunde strecken, und die Zeiger der Uhr doch unermüdlich auf Morgen deuten, wo die Sekunden zu lange für den Genuss, die Tage zu kurz für die Erinnerung scheinen.
Ein letztes Mal wird mich dieses Spinnennetz aus Schienen, Stahlmasten und Elektroleitungen zu meinen Liebsten transportieren, bevor ich endgültig ins eiskalte Wasser des Lebens geworfen werde, bevor ich mich endgültig dem Strom der Verantwortung zu fügen habe, bevor ich mit dem Leben vertrautwerde, mir die letzte Hoffnung, die letzte Freiheit geraubt wird.
Im Winter wars bitterkalt, überall weiß und den längsten Tag dunkel. Ja ich weiß, eigentlich waren die Tage kürzer und diese wohl eher nur nicht hell, aber Ihr wisst was ich meine...
In jedem Fall sehnte man sich nach Sommer, Sonne, Sonnenschein. Und Nein, auch in diesem Fall spreche ich nicht diese Schandtat von einem Musikstück an, sondern ganz einfach das Wetter. Jetzt haben wir den - wie wir Bergleute uns auszudrücken suchen - Schmarren: Jetzt ist uns zu heiß! Die Sonne brennt unsere Häute auf, der Schweiß perlt von unseren Gliedern. Jetzt reichts uns mit der Hitze wieder, obwohl sie in unserem Bergnest sowieso nie dauerhaften Besuch vorsieht. Und dann noch diese WM. Nachdem man sich einst darauf freute, reicht einem auch der Fußball wieder. Man jammert über die schlechten Leistungen der geschätzten Teams, und so mancher Fußballphilosoph wagte bereits das stirn-bietende "Das hätten sogar Wir (also die Österreicher) zammbracht!". Dazu allerdings möchte ich hier keine Meinung ablegen.
Wie auch immer, in Zeiten der Ruhe findet man sich als Österreicher wieder. Man hört dann die Leute, die übers Sudern sudern, sich übers Jammern beschweren. "Eure Jammerei kann i nimmer hören!". Und dann gibts die, die sich darüber beschweren, dass Leute übers Sudern sudern, so wie ich das jetzt gerade demonstriere, und spätestens dann weiß man auch ohne Teilnahme bei der Fussball- WM, was man ist: Österreicher.
Bekannt durch Werbung, gibt es dieses zweifelhafte Medikament, oder zumindest diese Pille also tatsächlich. Und wider Erwartens ist es nicht nur als Raumdekoration geschaffen: Eine zylinderförmige, weiße Dose, gespickt mit einem schönen Spektralfarbenaufdruck und pfiffigem Slogan; das erinnert an so manche, etwas kleindimensionierte, Büchse, oder einem Aschenbecher aus Auslandsreisen. Konkret: ein nutzloses Andenken. Also perfekt für Schränke, die der Weltenbummler in seiner modernen Wohnung als Ausstellungsstück und Sammlung für Kultur- und Individualdenkmäler benützt, die an Hässlichkeit und Unnutzen kaum zu überbieten sind.
In jedem Fall steht nun der Beweis: Zentrum wird, der Verpackungsbeschreibung entsprechend – mit einem Schlückchen Wasser, vermutlich um die volle Wirkung entfalten zu können -, eingenommen. Jedoch platzt die erste Bombe bereits bei genauerem Studieren der Ingredienzien: Vergleicht man diese mit dem pfiffigen Slogan „Von A bis Zink“ wird nämlich rasch deutlich: für B wird Vitamin B verkauft. Eine Frechheit, zweifellos. Jedoch liegt der Zentrum- Wahnsinn anderswo:
Die Lebenserhaltung, also die Erhaltung- des- Lebens, zieht im sozialen Sinne ein gewisses Moralvorhalten mit sich, eine soziale Pflicht: die Enttäuschung der Mitmenschen, der Schmerz und Kummer - nicht zu rechtfertigen. Mit dieser Lebenserhaltung fallen einem ohnehin Pflichten zu, die eher als lästig, nervig oder meinethalben anstrengend angesehen werden, so zum Beispiel das Schauen vor dem Überqueren einer Straße, der Spiegelblick beim Einordnen, der Sicherheitsgurt, ja sogar das Abschließen der Türe und das Beheizen der Wohnung ist mit situationsgemäßem Aufwand verbunden, der, wenn möglich, umgangen wird. Ja, selbst das Essen würden wir irgendwann aufhören, wenn es uns möglich wäre. Aber der Lebenserhaltung ist das Zentrum nicht dienlich. Vielmehr dient es der Lebensverlängerung, wenn man Verpackung, Fernsehen und der hohen medizinischen Einschätzung von Vitaminen, Spurenelementen, Enzymen etc. blindlings Glauben schenkt. Wie dem auch sei ist die Lebensverlängerung doch eine weitestgehend peinliche Idee, deren Umsetzung sowohl sinnlos, als noch vielmehr traurig ist. Auch wenn man „gerne hier ist“, diese Möglichkeit soll ja bestehen, ist es mit 70, Krücken, einem toten Partner, Krampfadern, Falten und grauem Haupthaar – sofern noch vorhanden, sicher nicht mehr sonderlich ergreifend, „Ein Schloss am Wörthersee“ zu sehen- auch das Flimmern des Fernsehens verblasst mit dem trüben Auge. Daran ändert auch das Zentrum nichts.
Man sieht, das Zentrum ist fernab jeder Zentrale, sei sie denkerisch oder lebenserhaltend.
Abgesehen dieser faktischen Beobachtungen und Folgerungen ist auch jeder Glaube, das Zentrum ändere überhaupt irgendetwas, fernab jeder Zentrale. Der Gewissensbiss, der einem nach einer Saufnacht einredet, dem Körper Gutes zu tun, ist eine natürliche Reaktion, kein Schrei nach Zentren. Also wenn schon aufs Gewissen gehört werden muss, oder das Leben zwanghaft verlängert werden muss – ein masochistischer Gedankenzug – dann doch bitte nicht durch Vitaminkapseln. Meinetwegen ein wenig Sport, zumindest ein Apfel, aber doch nicht ein pseudo- gewissenhaftes Zentrum schlucken, und dann auch noch glauben „Das taugt mir jetzt, ist gesund“.